Weltmeistertitel – ein Projekt oder reif werden dafür?

Silvester 2014. Zusammen mit meiner Familie feierten wir im Carlos Gardel Theater, Hochburg des Tangos in San Telmo, einem Stadtteil von Buenos Aires.

Der Anlass dafür war eine verlorene Wette meinerseits gegenüber meiner Familie. Falls die Deutsche Mannschaft den WM-Titel holen sollte, wollten wir in das Land des Deutschen Endspielgegners reisen. Es wurde Argentinien und (leider?) nicht die Niederlande. Das wäre näher gewesen.

Ich hatte es für unmöglich gehalten, dass eine Europäische Mannschaft auf dem amerikanischen Kontinent, den Weltmeistertitel gewinnen würde können. Denn das hat es in der WM-Geschichte zuvor noch nie gegeben.

Und dann doch – ein langer und steiniger Weg. Kurz vor dem Ziel verlorene Halbfinals (WM 2006, WM 2010, EM 2012) und sogar ein verlorenes Endspiel (EM 2008) gegen die Angstgegner Italien und Spanien. Und all das gehörte zum Weg der Mannschaft, geboren im Deutschen Fußballmärchen 2006. Eine goldene Generation.

Und heute am 18.12.2022, acht Jahre später, ist es Argentinien, der neue Weltmeister. Verdient!

Es war ein langer und steiniger Weg für Argentinien und Messi. Drei Niederlagen in Folge gegen Deutschland (Viertelfinale 2006, Viertelfinale 2010, Finale 2014) und eine epische 4:3-Niederlage 2018 gegen Frankreich. Und all dies war Teil des Weges der Mannschaft, die während des deutschen Fußballmärchens 2006, Messis erstem WM-Turnier, geboren wurde.

Warum hat es letztendlich geklappt, in beiden Fällen?

Es war kein Vier-Jahres-Projekt, sondern Wachstum und Entwicklung. Erwachsen werden mit all seinen Erfahrungen. Geburt, erste Schritte, schöne Erfolgserlebnisse, Pubertät und schließlich die Reifeprüfung. Und das dauerte fünf große Turniere oder volle sechzehn Jahre für Argentinien. Ein wenig kürzer, aber ähnlich war es bei Deutschland.

Und folgendes gehört für ein erfolgreiches Team dazu.

  • Enttäuschungen überwinden und daran wachsen.
  • Geduld – Chronos und Kairos müssen zusammenpassen.
  • Es gibt keine Zufälle, sondern nur die Synchronizität von Ereignissen. Glückliche Momente, ja. Aber auch das Glück hat man sich erarbeitet.

 

Und wir genossen nun den traumhaften Urlaub im Land des Deutschen Endspielgegners. Perito Moreno Gletscher in Patagonien, Wasserfälle in Iguacu in und an der Grenze zu Brasilien, den Talampaya Nationalpark und Valle de Luna. Wir sind nun vertraut mit Difunta Correa und Gauchito Gil und lieben den Malbec von Mendoza.

Uns wurde während unserer Reise viel Respekt entgegengebracht und wir hörten es oft, dass Deutschland den Titel verdient habe. Acht Jahre später kann man sagen; Respekt gegenüber Argentinien, einer großartigen Fußballnation.

Und was denken Sie, wie man am besten Weltmeister wird?

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