Boston – Richard Scarry und was wir aus Kinderbüchern lernen können

Mein Schulenglisch war eingerostet, mein Wissenschafts-Englisch ganz brauchbar, als wir mit Kind und Kegel für zwei Jahre von Darmstadt nach Boston aufbrachen. Forschen im Chemie-Department der Harvard University. Das war 1988 – unser erster Umzug in ein fremdes Land, der Start in ein Expat-Leben.

Wir stellten schnell fest, dass beim Einkaufen das Vokabular des Wissenschafts-Englisch wenig hilft. Meine Frau war da erfinderisch und entdeckte Richard Scarrys „Best Word Book Ever“, die Ausgabe von 1960 in der Neuauflage von 1980. Was für ein Glück.

Wir lernten daraus nicht nur das übersetzte Wort für Blumenkohl („Cauliflower“) und anderem Gemüse, sondern entdeckten jede Menge kulturelle Besonderheiten darin, zum Beispiel:

  • Bauernhöfe sind immer rot und malerisch und zum Frühstück gibt es Pancakes oder Eier mit Speck.
  • Trick-or-Treat und Jack-o`-lantern. Halloween ist für die Kinder der größte Feiertag im Jahr – nach Weihnachten vielleicht.
  • Kleine Eier sind immer große Eier, denn das Wort „small“ spricht hier niemand aus. Die drei Größenklassen heißen hier large, extra-large und giant. „Can I have the large egg, please?“, und man bekommt das kleine.
  • Ach ja, und die Amerikanische Flagge darf auch im Kinderbuch nicht fehlen.

 

Unser erstes Expat-Abenteuer hielt zu Beginn tägliche Überraschungen für uns parat. Und wir lernten eben auch täglich dazu. Und wir fanden Freunde – mit einem einjährigen „Toddler“ beginnen diese Freundschaften, vielleicht wie an vielen Orten dieser Welt, im Sandkasten eines öffentlichen Spielplatzes. Auch dafür gibt es eine Seite bei Richard Scarry, „At the Playground“ auf Seite 12.

Eine wichtige Erfahrung blieb auf jeden Fall in unserem Gedächtnis. Wenn man in ein fremdes Land geht, besorgt man sich am besten die Kinderliteratur. Das hilft.

Und welches Buch liest du fern der Heimat?

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