In meiner Rolle als Unternehmensmoderator und Facilitator für hervorragende Geschäftsprozesse war meine erste Aufgabe eine überraschende. Ich durfte den Umzug unseres neu ausgegliederten Unternehmens in ein eigenes gemeinsames Gebäude organisieren.
Na toll.
Den Auftrag dazu hatte ich am 15. Dezember 1997 bekommen, und der Einzug sollte am 1. April des folgenden Jahres stattgefunden haben. Ich habe zwei Wochen gebraucht, um zu verstehen, dass der Lenkungskreis dazu falsche Erwartungen hatte. Alle haben gedacht, am 1. April kommen wir in ein supernagelneues Gebäude mit tollen Besprechungszimmern, Videokonferenzen global, einer tollen Kantine und so weiter. Aber zu der Zeit waren noch nicht einmal die Innenwände für die Büros gezogen. Die Vorstellungen waren also völlig unrealistisch.
Meine Aufgabe bestand also zunächst darin, dem Lenkungskreis das ebenfalls klar zu machen. Ich habe ihnen die Lage geschildert und ihnen drei Dinge versprochen:
In jedem Büro wird zum 1. April
❇ erstens ein Schreibtisch stehen,
❇ zweitens, ein funktionierendes Telefon und
❇ drittens, ein funktionierender Computer.
Für alles Weitere brauchten wir mehr Zeit.
Das wurde natürlich heftig diskutiert. Mein Chef brach das Eis: „Ich glaube, Herr Scharbert hat recht. Also abgemacht. Aber daran werden wir Sie jetzt messen! Wehe, die Telefone funktionieren nicht!“.
⏭ Das Erwartungsmanagement steht am Anfang ⏮
Es lohnt sich, frühzeitig Stellung zu nehmen, wenn man etwas für unrealistisch hält, was möglich ist und was Wunschvorstellungen sind. Wenn man das nicht tut, wird man später immer darunter leiden. Denn dann sind die Erwartungen in der Welt.
Natürlich muss man die richtigen Worte finden, um nicht als Neinsager oder als Verhinderer empfunden zu werden. Es geht darum, klar zu stellen, dass es sich um eine realistische Einschätzung handelt.
Später in meiner Rolle als Vorgesetzter habe ich es immer als wesentliche Aufgabe gesehen, meine Mitarbeiter mit auf den Weg zu nehmen, so unabhängig zu werden, um ein kluges Erwartungsmanagement im Sinne von „Ehrlich währt am längsten“ zu entwickeln.
➡ Jetzt oder später? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
Bei Interesse: Ich begleite Führungskräfte in Situationen, wenn schwierige Entscheidungen anstehen und / oder vermittelt werden wollen.