Dies ist eine Hommage an meine mexikanischen Freunde und auch eine Geschichte über die Bedeutung von Empathie ´on the Job´, bei dem Fußball als Mittel für die interkulturelle Verständigung hilfreich ist.
Es war schön (und auch eine angenehme Überraschung) zu erfahren, dass meine Mannschaft in der Bundesliga, der VfB Stuttgart, sogar Anhänger in Mexiko hatte. Das war, als die Mexikaner Ricardo Osorio und Pavel Pardo in Stuttgart spielten und 2007 sogar den deutschen Meistertitel in der Bundesliga gewann. Ihre Trikots waren in Mexiko bekannt und so entstand das Bild bei einem meiner Arbeitsbesuche im Celanese-Werk in Ocotlan im mexikanischen Bundesstaat Jalisco.
Auch während der WM 2018 war ich ein paar Tage dort. Auch an diesem – aus Deutscher Sicht – Unglückstag, als die Mannschaft gegen Korea verlor und dadurch die Mexikaner trotz der Niederlage gegen Schweden die nächste Runde erreichten. Mexico hatte das der Deutschen Niederlage zu verdanken. Beide Spiele liefen zeitgleich während der Mittagspause. Danach war mein Treffen mit dem Führungsteam des Werkes geplant.
Als ich den Raum betrat, herrschte ein bedrückende Stille, niemand konnte und wollte mir in die Augen schauen. Durfte man sich jetzt freuen, in meiner Gegenwart?
In diese Stille kam plötzlich der Pling-Ton einer eintreffenden WhatsApp Nachricht auf meinem Mobiltelefon. „From my daughter“, erklärte ich den fragenden Gesichtern im Raum. Es war gerade mal eine Viertelstunde nach den Spielen vergangen. „Auch wenn Deutschland jetzt ausgeschieden ist“ schrieb sie, „hab’ ich dich immer noch lieb,“. Ich las es laut in die Runde. Ehrlich gesagt, hat mich dieser Moment selbst sehr berührt. Das Öffentlich-machen dieser sehr persönlichen und liebevollen Nachricht hatte das Eis gebrochen.
Es begann eine sehr wertvolle Diskussion, natürlich auch über die Spiele, vor allem aber darüber, was wirklich wichtig ist im Leben, sowohl innerhalb aber auch außerhalb des beruflichen Umfelds.
Was mich sehr beeindruckt hat, war die Empathie, die meine Führungsmannschaft in Ocotlan mir entgegengebracht hat. Jeder wusste über meine Fußballbegeisterung und meine frühere Rolle als Fußballtrainer Bescheid und wie sehr mich das Ausscheiden des Deutschen Teams enttäuschte. Für dieses Mitfühlen war und bin ich sehr dankbar. Aber nicht, weil diese Niederlage so schwer wog – das ist gut verkraftbar -, sondern weil es mir die Mitarbeiter im Werk viel, viel näher gebracht hat.
Cheers Mexiko. Mein Respekt gilt einer großen Fußballnation.