Ein Change Manager für das Deutsche Fußballmärchen

Frühjahr 2006. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft ist zum öffentlichen Training angetreten.  Bis zum Beginn der Weltmeisterschaft im eigenen Land sind es nur noch wenige Wochen.

Ein kleiner Steppke, vielleicht fünf Jahre alt, steht am Spielfeldrand hinter der Barriere, hält einen Fußball in beiden Händen und brüllt sich die Seele aus dem Leib.

„Ballaaaaack, Ballaaack“.

Aber keiner scheint ihn zu hören.

Da kommt Jürgen Klinsmann, der Bundestrainer, auf ihn zu.

„Was willst du denn?“, fragte er den kleinen Fußballfan.

„Ich möchte so gerne, dass Michael Ballack auf meinem Ball unterschreibt.“

„Okay“, sagt der Bundestrainer. Nimmt den Ball, geht auf’s Spielfeld, greift sich Michael Ballack, den damaligen Star und Weltklassespieler der Deutschen Mannschaft, reicht ihm einen Stift und den Ball. Nach der Unterschrift nimmt Klinsmann sich wieder den Ball und bringt ihn mit Ballacks Unterschrift zurück zu dem Steppke am Spielfeldrand.

Was für ein Strahlen er bei ihm auslöst. Und Dankbarkeit.

Viele andere am Spielfeldrand, auch Mütter und Väter, haben diesen Moment beobachtet und sind tief beindruckt und angetan von dieser Szene. Und ich bin überzeugt davon, dass diese Situation nicht nur einmal passiert ist.

Jürgen Klinsmann war damals seit kurzer Zeit Bundestrainer der Deutschen Nationalmannschaft. Diese war weit unten auf der Beliebtheitsskala der Deutschen. Er wusste, dass er dies ändern musste, wenige Wochen vor der WM im eigenen Land. Und ihm war klar, dass das nicht nur auf dem Spielfeld gelingen konnte, sondern auch außerhalb. Im Fußball wird das „der zwölfte Mann oder die zwölfte Frau“ genannt – die Begeisterung der Zuschauer:innen.

Der Rest ist bekannt. Die Deutsche Mannschaft erreichte – völlig unerwartet und zugegeben etwas glücklich – das Halbfinale. Die Stimmung im ganzen Land war gekippt, ins Positive – ein Deutsches Fußballmärchen eben.

Kleine Schritte am Anfang bewirken am Ende Großes.

Der Bundestrainer, Jürgen Klinsmann, war sich nicht zu schade, in der beschriebenen Szene der Balljunge zu sein. Er war sich jedoch der Wirkung im Umfeld dazu sehr bewusst und der Tatsache, dass ein solches Verhalten positiv wahrgenommen wird – außerhalb des Teams, aber auch innerhalb. Ein großartiger Change Manager eben.

Und heute? Wie sehen Sie die Entwicklung im Deutschen Fußball und im Weltfußball?

Verwandte Themen