Arabische Fußballbegeisterung

Als ich im Jahr 2019 meine neue Aufgabe in einem Saudisch-Amerikanischen Joint Venture in Al-Jubail antrat, machte es schnell die Runde, dass ein Deutscher in die Geschäftsführung eintrat.

Was war daran so ungewöhnlich? „Na ja“, meinte einer meiner neuen Mitarbeiter, „es ist uns immer noch peinlich. Damals, die hohe Niederlage bei der Fußballweltmeisterschaft in Korea 2002“.

Ich musste schmunzeln. Das war die erste Antwort? Ein bisschen aus Spaß, Smalltalk und einleitende Worte zum Thema Fußball. Deutschland und seine Bundesliga waren hier bekannt und geschätzt. Vielmehr noch empfand ich die Tatsache spannend, dass in Saudi-Arabien tatsächlich eine echte Fußballkultur gewachsen war.

Einige Facts:

  • Saudi-Arabien ist zum sechsten Mal seit 1994 für eine WM qualifiziert. Einmal hatten sie auch das Achtelfinale erreicht.
  • Rekordsieger der asiatischen Champions League und aktueller Titelverteidiger in der Saison 2022/23 ist der saudi-arabische Verein al-Hilal mit vier Titelgewinnen.
  • Seit 2021 gibt es auch eine Frauen-Fußballnationalmannschaft von Saudi-Arabien, mit Monika Staab aus Deutschland als Trainerin.

 

Man kann jetzt viel über die WM-Vergabe nach Katar diskutieren und über den fragwürdigen und unwürdigen Vergabeprozess der FIFA.

Muss man aber nicht auch die Frage stellen, ob der Arabische Raum nicht auch einmal eine WM wirklich verdient hat?

Ich habe eine Meinung – keine Antwort: Schaue dir die Sache immer von zwei Seiten an und übe Toleranz gegenüber Mehrdeutigkeiten. Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel eben.

Vor einigen Tagen erreichte mich die Nachricht eines ehemaligen Mitarbeiters aus Al-Jubail. Er hatte Glück bei der Verlosung einer Eintrittskarte und kann sich ein Spiel live in Katar vor Ort ansehen: Deutschland gegen Costa Rica. Ein bisschen neidisch bin ich jetzt schon.

Und wie denkst du darüber? Eine WM wie jede andere auch oder eher nicht?

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